Trachten in Hohberg

Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts und des sozialen Umschwunges veränderte sich die Gemeinschaft in den Dörfern.

Waren sie bislang durch Mundart, Lied, Sitte, Brauch und Kleidung verbunden, so änderte sich dies insbesondere in der Kleidung. Die einst malerischen Trachten verschwanden im Dorfbild. Nur vereinzelt trugen die älteren Frauen noch den Kapotthut, die großen Kaschmirtücher verschwanden in den Schränken.

Die Ortsteile Hofweier und Niederschopfheim waren hauptsächlich katholisch, während in Diersburg 3 Konfessionen nebeneinander lebten. Dort sind ebenfalls Beschreibungen der katholischen und evangelischen Trachten vorhanden.

Die Trachten wurden wie folgt beschrieben:

Die evangelische Frauentracht bestand aus einem schwarzen Rock, der getragen war, von einem ebenfalls schwarzen, geschlossenen Bruststück. Dieses wurde von einer weißen Halskrause abgeschlossen. Dazu eine schwarze Schürze und eine Flügenkappe.
Das große, dreieckige Tuch war schwarz, bei den katholischen Frauen bunt.
Im Winter trugen die Frauen beider Konfessionen eine Kapuze aus Samt.
Die evangelischen Mädchen kleideten sich nur an Feiertagen in Tracht, mit einem langen Zopf und eingeflochtenem schwarzen Band.

evangelisch


Bei der Erstkommunion waren die Mädchen in ein gleichmäßiges blaues Kleid mit weißer Schürze und Spitzen gekleidet.

In Diersburg gingen zuletzt im Jahre 1933 die Mädchen in der Diersburger Tracht zur Kommunion.

Nahezu gleich sah die Kommuniontracht in Hofweier und Niederschopfheim aus.
In Hofweier gehörten eine schwarze Schürze und ein großes buntes Halstuch zum blauen Kleid.
Auf dem Kopf trugen die Mädchen in allen 3 Dörfern Kränze.

In den Dörfern Hofweier und Niederschopfheim wurde konfessionell bedingt nur die katholische Tracht getragen.

Als "kostbar" wurde die Festtagstracht der Frau beschrieben, welche heute von einer Großzahl der Hohberger Trachtenträgerinnen getragen wird.

Der Unterrock war aus Moirestoff, das Oberkleid bestand aus einem feinen Wollstoff.
Darauf trug man eine schwarze, taftseidene Bundschürze und ein großes wollenes
Halstuch. Meist war es rotbraun gewirkt und hatte einen breiten Rand mit Fransen.
Manchmal war es auch dunkelgrün, mit Rosenmustern verziert und hatte eine vier- oder
achteckige Form. Es wurde im Dreieck über Rücken und Brust in Falten gelegt und auf
dem Rücken gebunden.
Bei Trauer wurde ein schwarzer, achteckiger Schal getragen, der bis zum Saum des
Kleides reichte.
An Sonn- und Festtagen trug man weiße Strümpfe.
Zum Festtagskleid gehörte das goldene Kreuzchen an einem schmalen Samtband.
Die Kopfbedeckung war bis etwa 1880 eine niedere Kappe mit Spitzen und schwarzen
Sträußchen (Strußekapp), die unter dem Kinn mit einem schmalen Samtband bebunden
wurde.
An ihre Stelle trat der Kapotthut, der noch lange von alten Frauen getragen wurde.
In Niederschopfheim wurde von den Frauen vor dem Kapotthut eine Goldhaube getragen.

 

Zur Hochzeit trug die Frau ein ungeteiltes, langes schwarzes Kleid, eine seidene Schürze,
das achteckige gewirkte Halstuch und einen Orangenblütenkranz.

Brautkrone

Sonntags trug die Frau ein ungeteiltes Kleid aus Simaß, dessen Oberteil glatt, der Rock
schmal gefaltet war. Dazu eine schwarze Lüsterschürze, ein kleines seidenes Halstuch und gereifelte Strümpfe. Die Frauen in Niederschopfheim trugen Schnür-, Zug- und Knopfschuhe,
in Hofweier Halbschuhe.

Das Sonntagsunterkleid war entweder der „Wattrock“ oder ein Flanellunterrock, der unten
mit zwei schwarzen Samtbändern verziert war, in Niederschopfheim waren die Bänder
in geraden und geschlängelten Linien, Samtblumen und Ecken darauf genäht.

Am Werktag trug die Frau ein geteiltes Kleid, welches aus dem „Peter“, der vorn geknöpft
Wurde und als Kragen ein „Bündle“ hatte. Einem Dreieckstüchle und einem Bundrock
(Zeuglesrock) bestand. Der Unterrock war aus kariertem Barchent. Das Hemd war
Aus weißem, selbstgesponnenen Leinen mit halblangen ärmeln.

Die Männertrachten waren einfach und unterschieden sich kaum in den einzelnen Ortsteilen.
Der Stoff der Männertracht war in der Hauptsache aus Leinen und Zwilch, der von den
vielen Handwebern, die es im Dorf gab, gewoben wurde.
Am Werktag trug der Bauer eine Drilchhose, eine blaue Bluse mit kleinen weißen Streifen,
in Hofweier wurde dazu ein schwarz-brauner Zwilchkittel beschrieben sowie eine
gestrickte Zipfelmütze.
An Sonn- und Feiertagen trug der Mann eine lange schwarze Hose, ein rotes Brusttuch mit
2 Reihen kleiner, glänzender Messingknöpfe, die bis zu den Hüften reichte.
Der schwarze Schoßrock reichte meist über die Knie.
An der Länge des Rockes konnte man in Niederschopfheim erkennen, ob der Mann zu den
Bauern oder Handwerkern zählte; der Bauer trug den Rock länger als der Handwerker.
Das Männerhemd war aus selbstgebautem, selbstgesponnenen und in den Dörfern
Gewobenem Flachs oder Hanf.
Der Kragen war am Hemd angenäht und hochgestellt. Die Kragenecken reichen an den
Kiefer hinauf. Unter den Kragen band man einen schwarz-seidenen Selbstbinder (Filzer).
Die Enden schob man unter das Brusttuch.
Die Kopfbedeckung war ein großrandiger, schwarzer Hut.
In Hofweier wurde von manchen auch eine Pelzkappe getragen.
Zunftmitglieder trugen sogar den hohen Zylinder.
Stolz war der Mann auf die aus Straminstoff gefertigten, breiten Hosenträger,
die mit Blumen bestickt waren.

Als im Jahre 1971 mit der Nachforschung nach alten Trachtenteilen begonnen wurde, waren
in einigen Familien noch Kapotthüte,  Strußekappen sowie die großen bunten Tücher
vorhanden. Im Ortteil Diersburg besaßen viele Familien noch die Flügelhauben, Schürzen
und Tücher. Ansonsten mussten wir auf die Erzählung der älteren Leute und die Dorfchronik
zurückgreifen.
Viele Dorfbewohner vertrauten uns ihre „Schätze und Erinnerungen an ihre Vorfahren an,
mit dem Vertrauen, dass wir in unserem Verein bemüht sind, diese Teile zu erhalten und
wieder zu tragen.
Auch in den vergangenen Jahren erhielten wir immer wieder alte Trachtenteile.
Ihnen allen gilt unser Dank!

Leider kommt es noch immer vor, dass an Fastnacht Trachtenteile getragen werden.
Wir bitten immer wieder darum, daran zu denken, dass die alte Tracht kein Fastnachtskleid
war.

Kindertrachten:

Kindertracht

Bereits 1 Jahr nach der Gründung der Kindergruppe, sollten diese eine Tracht erhalten.
Einige Mütter waren sogar bereit, diese nach Vorlage, selbst zu nähen.
So wurde nach alten Fotografien, Beschreibungen und Hinweisen, seitens des
unseres Verbandes dem Bund „Heimat und Volksleben“ eine Kindertracht in Anlehnung an die Arbeitstracht geschaffen.

Diese besteht bei den Mädchen aus einem Miederkleid, welches aus einem einfarbig, reich
Gezogenem Rock und dem passenden Mieder besteht. Dazu tragen die Mädchen eine weiße
Bluse mit angekraustem ärmel, eine weiße Schürze sowie einem kleinen bunten Tuch.
Die Buben tragen eine rote Weste, deren Rücken aus Matratzenstoff ist, der früher der Sparsamkeit halber verwendet wurde. Das bild vervollständigt eine lange schwarze Hose und
ein weißes Hemd.

Als 2 Mädchen der Kindergruppe 1994 den Wunsch äußerten, in Tracht zur Kommunion zu
Gehen, wurden wiederum Nachforschungen in den alten Chroniken betrieben.
Danach wurden 2 Trachten nach alter Beschreibung angefertigt.
Stolz trugen die Mädchen, die anfänglich beschriebene Kommuniontracht mit den weißen
Schürzen und Spitzen, sowie den Kränzchen, die speziell angefertigt wurden.
Inzwischen gingen noch weitere Kinder in Hohberg in dieser Tracht zur Kommunion.